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Points & Pixels Halbtonraster im Sieb-Kunstdruck

2014-05-21 22:53:00 / Stories

Die Vorteile, Nachteile, Einschränkungen und Möglichkeiten zusammengenommen und abgewogen lässt sich sagen, dass die Arbeit mit vektorbasierten Grafiken & Bildelementen die wesentlich sinnvollste Methode für den Siebdruck ist. Was aber in keinem Fall bedeuten soll, die Drucktechnik sei darauf beschränkt. Mehr noch lassen sich immer weitere und neue kreative Anwendungsbereiche erschließen, erweitern wir nur den Horizont des illustrativen Arbeitens mit Sieb & Rakel. Der bereits zum Trend gewordenen Reproduktion von Kunstwerken im maschinellen Druck auf Leinwand kann beispielsweise geantwortet werden, indem durch die Handwerklichkeit des Siebdrucks ein Produkt von mindestens ebenbürtiger Schönheit geschaffen wird.


Kunstdruck-Reproduktion des "Mädchens mit dem Perlenohrring" von Jan Vermeers - entstanden durch Siebdruck

Vektorgrafiken als Arbeitsgrundlage
Technisch findet ein wesentlicher Schritt des gesamten Siebdruck-Prozesses im digitalen Umfeld statt. Von der Vorstellung auf's Papier, dann eingescannt, illustriert und auf Folie gedruckt, bevor es mit dem Belichten weitergeht - ein kurze und knappe Umschreibung der ersten Arbeitsschritte. Dabei wird mit so genannten Vektorgrafiken gearbeitet. Diese sind ein zentrales Element des digital visualisierten Arbeitens. Man zieht die kontrastierende Linie in diesem Arbeitsumfeld zwischen Raster- bzw. Pixelgrafiken und den Vektorgrafiken, welche sich sowohl im zur Verfügung stehenden Spektrum der gestalterischen Möglichkeiten als auch in der Handhabung beim Drucken unterscheiden.
Eine Vektorgrafik basiert auf dem Prinzip der geometrischen Bestimmbarkeit eines visuellen Objektes. Was dies bedeutet kann schnell illustriert werden: Auf einem Bildschirm werden Objekte (Buchstaben, Bilder, Formen, etc.) visuell dargestellt. Dazu werden vom Computer berechnete Daten ausgelesen, die die Eigenschaften eines solchen Objektes beschreiben. Aus dem mathematischen Bereich der Geometrie ist bekannt, dass ein Objekt durch klare, unmissverständliche Zahlenwerte beschrieben werden kann. Man denke z.B. an die simple Form eines Kreises. Dieser ist definiert durch nur einige wenige Zahlen: die Lage des Mittelpunkts des Kreises & sein Radius. Im Sinne der Gestaltung können dann weitere Werte hinzugefügt werden, wie etwa die Stärke der Kontur, welche der Kreis am äußeren Rand seines Radius besitzt oder die Farbe, welche die Fläche innerhalb des Radius annehmen kann. Durch gezielte Änderung dieser Variablen, kann dann das Aussehen des Kreises verändert werden.


Dies geschieht mit Hilfe von Computer-Software ( Adobe Illustrator ), welche eine virtuelle, 2-dimensionale Ebene simuliert, auf der dann Objekte durch die Festlegung & Veränderung von Variablen erschaffen werden. Hier entsteht die Vektorgrafik, wie sie für den Siebdruck nutzbar ist. Die künstlerischen Vorteile bieten sich hier in der Form der Möglichkeit zur detail-genauen Bearbeitung eines bestimmten Designs. Es kann kein Detailverlust bei der Skalierung oder Umarbeitung des zu gestaltenden Motivs entstehen, da dies an klare, mathematische Werte gebunden ist, welche in den Schaltkreisen des Rechners gespeichert werden. Fundamental ist diese Tatsache die Grundlage für eine gestalterische Verantwortung des Gestalters gegenüber dem Design und im Umkehrschluss gegenüber dem kreativen Medium, also der digitalen Methode der Vektorgrafik. Und aus dieser Verantwortung wird dann kreative Möglichkeit. Gebunden an geometrische Prinzipien ist die Vektor-Kunst einem Limit an Komplexität unterworfen. Schließlich bestehen alle Motive dieser Art im Grunde nur aus Linien & Formen. Niemals kann ( oder nur mit gewaltigem Aufwand ) der Detailreichtum eines Ölgemäldes oder eines Aquarells, mit hunderten von winzigen, handgezogenen Feinheiten, erzielt werden. Als Konsequenz orientieren sich Kunstwerke auf der Basis von Vektorgrafiken an simpleren, visuellen Konzepten. Die sind für das optische Verständnis des Betrachters leichter zugänglich und bringen oft extrem einzigartige Stile & Kompositionen hervor. Nicht ohne Grund ist das Gestalten mit Vektorformaten der Ausgangspunkt für künstlerische Disziplinen, wie die des Logodesigns, welches auf die schnell aber suggestive Wirkung des Motivs angewiesen ist. Mit der Siebdruck-Technik lassen sich diese Eigenschaften der Computergrafik in den erzeugbaren Drucken vollkommen vereinen & nutzbar machen. Solang die absolute Größe der einzelnen Vektorelemente nicht zu klein für die Aufnahmefähigkeit des Siebs ist ( abhängig von der Dichte des Siebstoffs ), ist sogut wie jede Grafik druckbar.

Raster & Halbtöne
Die Grenze des optisch Möglichen erreicht man hierbei jedoch, wenn es um das Schaffen von Farbverläufen & den visuellen Werten der Helligkeit und Transparenz geht. Digital zwar simulierbar, kann ein Farbverlauf in Form einer Vektorgrafik auf dem Sieb nicht realisiert werden. Denn im Siebdruck lassen sich lediglich zwei logische Zustände erzeugen; der des geschlossenen Siebs ( keine Farbverteilung ) und der des offenen ( komplette, deckende Farbverteilung ). Für die Darstellung von photographischen Motiven oder solchen, die Farbverläufe enthalten, muss ein alternativer Weg gefunden werden.
Und damit wird die Ebene des Arbeitens mit Farbrastern betreten. Im Gegensatz zu Vektorgrafiken sind pixelbasierte Bilder & Designs in einem dimensional bestimmten Raster angelegt. D. h., der Computer simuliert ein visuelles Feld, dessen Größe im Vorraus in der Form einer spezifischen Anzahl von Pixeln in der Breite & in der Höhe festgelegt ist. Um nun ein Motiv in diesem Feld für den Betrachter sichtbar zu machen, werden einigen der festgelegten Pixeln Farbwerte zugewiesen, welche diese Auf dem Bildschirm annehmen. Auch die angestrebten Verläufe können simuliert werden, indem einer Reihe von Pixel lediglich Farbwerte mit abnehmender Intensität einer der Primärfarben zugeordnet wird. Dieser Idee der des Rasters kann sich der Künstler im Siebdruck bedienen. Soll ein photoartiges Bild gedruckt werden, so lässt sich dieses digital in ein ähnliches Raster zerlegen und darstellbar machen. Dabei wird das Bild durch die rasterförmige Anordnung von Bildpunkten, denen jeweils ein Farbwert zuweisbar ist, in ein Motiv umgewandelt, welches im Endeffekt genau wie eine Vektorgrafik nur aus einzelnen Objekten besteht. Bei diesen handelt es sich zwar um teilweise winzige Bildpunkte, jedoch bleibt das Prinzip beim Drucken mit dem Sieb unverändert. Ein go genanntes Halbtonbild entsteht. Man ist nun in der Lage, das zu druckende Design den Zuständen vom geschlossenen & geöffneten Sieb zugänglich zu machen.

Am Fuss des Berges - die Vorbereitung

Soll ein Halbton-Kunstdruck entstehen, gilt es einige Vorbereitung zu Schultern, bevor gedruckt werden kann. Die Bespannung des Rahmens muss bewusst hoch gewählt werden, da man mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Umstand des feinen, beinahe fragilen Detailgrads des später im Druck angestrebten Motivs, konfrontiert sein wird. 120T sind eine vernünftige Arbeitsgrundlage. Gleichzeitig bietet der Moment sich mir an, im Sinne der finanziellen Flexibilität ( oder eben der "Un-Flexibilität" ), kurz eine durchaus fähige Alternative zum professionell bespannten Aluminium-Rahmen einzuschieben:

Die unschlagbare, fachmännische Bespannung des gekauften Alu-Rahmens wird nicht das Wasser gereicht werden können, aber dennoch kann man mit folgender Methode einen erfolgreichen Druck erzielen. Basis dafür stellt ein simpler Keilrahmen aus dem Hobby- bzw. Künstlerbedarfsladen dar ( 5,50€ ). Dieser wird mittels werkzeuglichem Aufwand schnell von seiner Leinwandbespannung befreit und anschließend in Zusammenarbeit zweier helfender Hände & eines Handtackers ( 14,99 € ) mit 120er Siebstoff ( 100x136 cm = 18,95 € ) bespannt.

Das Ganze muss unter Einsatz einiger Muskelkraft geschehen, da das Gewebe später unter ausreichend Spannung stehen muss, um zufriedenstellende Druckergebnisse liefern zu können. Als beste Herangehensweise ergab sich bis jetzt, das Montieren des Stoffes an einer der vier Kanten des Rahmens & die folgende Montage an den jeweils gegenüberliegenden Seiten. Alles bei relativ starkem Straff-Ziehen des Stoffes ( jedoch mit Vorsicht, um ein Einreißen zu vermeiden ). Demonstrativ benutzen wir den selbst bespannten Rahmen nun, um "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" auf's Papier zu bekommen.


Der fertige, selbst gebaute Rahmen- bereit zum Beschichten

Der nächste Schritt der Vorbereitungen verlangt nach digitaler Arbeit. Schnell lässt sich eine sehr hoch aufgelöste ( 2536 x 3071 Pixel ) Datei-Version des Kunstwerks, aus welchem ein dekorativer Kunstdruck werden soll, online finden. Wie bereits gelernt, aufgenommen & verstanden, muss aus dieser eine Halbtonbild erstellt werden, also das Foto des Gemäldes in tausende, unabhängige Bildpunkte zerlegt werden, welche die Verläufe der originalen Ölfarben simulieren. Zudem soll das ganze einfarbig stattfinden, bzw. nur in Schwarz & Weiß, da so das Bild in nur einem Druckvorgang entstehen kann [ Schwarz (Farbe) auf Weiß (Papier) ]. Adobe's Photoshop bietet sich absolut an für die schnelle Umwandlung der Datei. Eine gute Anleitung zum Umwandlungsvorgang gibt es unter:

http://www.siebdruckland.de/Siebdruck-Halbtonraster-Photoshop

Im Bewusstsein des Kostenfaktors von professioneller Software, wie etwa Photoshop, kann man hier ebenfalls auf eine Alternative zurückgreifen. Die kostenlose Open-Source-Software GIMP ( www.gimp.org ) hat diverse Features zur Verfügung, mit denen man zu qualitativ gleichwertigen Ergebnissen, wie mit Adobe's Bearbeitungsprogramm.


Die Anfertigung & der fertige Druck
Belichtungsprozess erfolgt wie gewohnt. Das Auswaschen muss mit ein wenig mehr Sorgfalt & Präzision durchgeführt werden, schließlich handelt es sich um ein außergewöhnlich detailliertes Motiv. Doch das Resultat überzeugt, auch auf dem selbst gebauten Rahmen.

Gewohnt schnell & routiniert verläuft der Druckvorgang, jedoch muss darauf geachtet werden, das mit größtmöglicher Gleichmäßigkeit die Farbe auf dem Sieb verteilt wird, da im filigranen Muster unserer Beschichtung jede Unregelmäßigkeit später auf dem Papier sichtbar wird. Doch auch hier entsteht aus der teilweise fehlenden Kontrolle über Materie & Materialien ein unnachahmlicher Grad an Authentizität. Der fertige Druck ist einzigartig in seiner Visualität, trotz der Tatsache, dass er ein bereits vor langer Zeit entstandenes Abbild zeigt. Im Prozess des Siebdrucks verleit dieser dem Bild seine greifbare, eigene Natur. Aus einem alten Motiv wird ein neues optisches Erlebnis. Eines, das den Aufwand seines Entstehens wert ist.


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